Erdschluss ist ein Begriff aus der Elektrotechnik und besagt, dass ein elektrischer Leiter eine nicht beabsichtigte elektrisch leitfähige Verbindung zum Erdpotential bekommen hat. Dies stellt in aller Regel eine Störung dar.
Je nachdem, wie hoch die Leitfähigkeit dieser Verbindung ist, kann es sich zusätzlich um einen Kurzschluss handeln, wenn der Stromkreis an anderer Stelle regulär geerdet ist.
Wegen der extremen Hitzeentwicklung sind Lichtbogenfehler besonders gefährlich, die sowohl als Kurzschluss zwischen Außenleitern als auch als Erdschluss auftreten können. Um dem vergleichsweise häufiger auftretenden Erdschluss mit Lichtbogenentwicklung in Mittel- bzw. Hochspannungsnetzen bis zu 220 kV entgegenzuwirken, wird u. a. mittels Erdschlusskompensation der Strom an der Fehlerstelle minimiert und so der Lichtbogen ohne Betriebsunterbrechung gelöscht.
Durch den Schluss des Außenleiters gegen Erde nimmt die Erde das Potential des Außenleiters an. Das heißt auch, dass nun die Spannung der intakten Außenleiter gegen Erde der Spannung Außenleiter gegen Außenleiter entspricht. In Dreiphasennetzen wird die Spannung der intakten Außenleiter gegen Erde um den Faktor angehoben, wodurch die Isolation der Betriebsmittel stärker beansprucht wird.
Sternpunkt isoliert oder mit Erdschlusskompensation
Ein Mittel- oder Hochspannungsnetz mit Sternpunkt, der isoliert oder mit einer Erdschlusskompensation ausgestattet ist, wird bei einem Erdschluss nicht sofort durch ein Netzschutzgerät abgeschaltet, sondern kann weiter betrieben werden. Allerdings muss das Personal des Anlagenbetreibers unmittelbar mit der Fehlersuche beginnen (VDE 0105). Mittelspannungsnetze dürfen bis zu einem Zeitrahmen von 30 Minuten bis vier Stunden mit Erdschlussfehler betrieben werden – bei länger andauerndem Defekt kann u. a. die Erdschlusslöschspule thermisch überlastet werden.
Bei höheren Spannungen (z. B. 400-kV-Netzen) wird wegen der o. g. Spannungsüberhöhung von der Erdschlusskompensation abgesehen. Stattdessen wird die Leitung in diesem Fall unmittelbar abgeschaltet und bei Freileitungen mittels automatischer Wiedereinschaltung nach kurzer Zeit wieder in Betrieb genommen; durch den kurzzeitig auftretenden Störlichtbogen wird nämlich die Fehlerursache häufig beseitigt (z. B. verbrennt der Ast eines Baumes, der die Leitung berührt).