Gidon Kremer wurde 1947 in Riga als Sohn des jüdischstämmigen Violinisten Markus Kremer (1898–1981), der aus dem Ghetto Riga entkommen konnte,[2] und der deutsch-schwedischstämmigen Marianne Brückner (1922–2011) geboren. Sein Großvater Karl Brückner, der mit einer Schwedin verheiratet war, und sein Urgroßvater Gustav Brückner waren auch Geiger und Musikpädagogen, die aber einer Gelehrtenfamilie entstammten. So erhielt Kremer ab dem Alter von vier Jahren im häuslichen Kreis Musikunterricht von Vater und Großvater. 1954 besuchte er das Konservatorium von Riga und nahm Unterricht bei Voldemārs Stūresteps. Bereits mit sechzehn wurde er mit dem Ersten Preis der Lettischen Sowjetrepublik ausgezeichnet.
Anfang 1978 bat Kremer die sowjetische Regierung um einen zweijährigen Urlaub[3] und erhielt diesen auch.[4]
1980 blieb er länger im Westen, als sein sowjetisches Visum ihm erlaubte.[5] Kremer entschied sich, nicht mehr in die (damalige) UdSSR zurückzukehren (Glasnost und Perestroika begannen erst fünf Jahre später).
1980 stieg er auf eine Stradivari aus dem Jahr 1734 um, die „Ex-Baron von Feilitzsch“, anschließend auf eine Guarneri del Gesù (ex David) aus dem Jahre 1730. Zurzeit spielt er eine Nicola Amati aus dem Jahr 1641.[6]
1981 gründete Kremer das Kammermusikfest Lockenhaus, das seitdem jedes Jahr im Sommer stattfindet, seit 1992 unter dem Namen Kremerata Musica. 1997 gründete er das Streichorchester Kremerata Baltica mit jungen Musikern aus den baltischen Staaten.[7] Im selben Jahr wurde er als Nachfolger von Yehudi Menuhin zum künstlerischen Leiter des Festivals in Gstaad ernannt. Seit 2002 ist er künstlerischer Leiter des Basler Festivals les muséiques und ist außerdem im Künstlerischen Beirat der Kronberg Academy. Seit 2004 veranstaltet er Ende Juni/Anfang Juli mit der Kremerata Baltica ein Festival in der lettischen Stadt Sigulda.
1993 veröffentlichte Kremer das Buch Kindheitssplitter, 1997 Obertöne, 2003 Zwischen Welten und 2013 Briefe an eine junge Pianistin.[8] Die Bücher enthalten autobiografische Erzählungen und Auseinandersetzungen mit künstlerischen Themen.
Kremer hat zwei Töchter, die Schauspielerin und Medienunternehmerin Lika Kremer aus einer Beziehung mit der russischen Pianistin Ksenija Knorre, und Gigi.[9]
↑ abClemens Haustein: Kolonien des Sowjetimperiums. Gidon Kremer im Interview über das Baltikum und Russland. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29. April 2024, S. 10.