Nach Abschluss seines Studiums trat er in die Forst- und Kameralverwaltung des Fürstentums Fürstenberg ein und wurde 1792 Fürstl. Oberforstmeister. 1804 wurde er zum Nachfolger seines Vaters bestimmt und als solcher 1807 zum Landesoberforstmeister ernannt. Ab 1813 leitete Laßberg die Oberdirektion des gesamten Forst- und Jagdwesens von Fürstenberg. In diesen Jahren war Laßberg auch mit Fürstin Elisabeth zu Fürstenberg, geb. Thurn und Taxis (1767–1822), liiert und hatte mit ihr einen Sohn, der in einer Pflegefamilie in Luzern als Hermann von Liebenau (1807–1874) aufwuchs und Arzt und Historiker wurde. Er behauptete, dass er der Fürstin „zur linken Hand“ angetraut war, und pilgerte – wie Annette von Droste-Hülshoff schildert – alljährlich an ihrem Todestag nach Schloss Heiligenberg, wo er mit ihr gelebt hatte. Um 1830 leitete er auch die Renovation des Rittersaals im Schloss.[1] Mithilfe des Fürstenhauses konnte er seine umfangreichen Sammlungen aufbauen.
Schloss Helmsdorf bei Immenstaad
Zuvor war er seit 1795 mit Maria Anna Ursula Ebinger von der Burg (1771–1823) verheiratet und hatte mit ihr vier Söhne. Mit seiner Familie bewohnte er Schloss Helmsdorf bei Immenstaad. Er erwarb das Schloss 1798 und wurde dadurch auch Mitglied der schwäbischen Reichsritterschaft. Als solches versuchte Laßberg 1815 auf dem Wiener Kongress vergeblich, für Fürstenberg die Souveränität wieder zu erlangen.
1815 gründeten Mitglieder der Reichsritterschaft während des Kongresses in Wien, bei dem er die Fürstin Elisabeth unterstützte, den Adelsverein Die Kette. Bis zu dessen Auflösung 1817 war Laßberg Initiator und auch treibende Kraft dieser Vereinigung. Ihr politisches Ziel war die Wiederherstellung des alten Reichsadels mit all seinen Rechten. Gleichzeitig gehörte Laßberg der Wollzeilergesellschaft in Wien an, die Jacob Grimm am 4. Januar 1815 in Wien, Gasthaus „Zum Strobelkopf“ in der Straße „Wollzeile“, gegründet hatte. Aus dieser Zeit stammt die Freundschaft mit Joseph Albrecht von Ittner.
Die Julirevolution von 1830 bewirkte, dass die Eppishauser Bevölkerung das Eigentum der Wiesen, Äcker und des Waldes von Schloss Eppishausen nicht mehr respektierte, sondern selber nutzte. 1834 heiratete Laßberg Maria Anna Freiin von Droste zu Hülshoff (gen. Jenny, * 1795 † 1859), die Schwester der Schriftstellerin Annette von Droste-Hülshoff, die er durch seinen Freund Werner von Haxthausen, ebenfalls Gründungsmitglied der Adelsvereinigung „Die Kette“ und Stief-Onkel der beiden Schwestern Droste, kennengelernt hatte. Obwohl Laßberg und Annette in „unterschiedlichen Welten“ lebten, schätzten sie sich, nachdem die Dichterin etwa ein Jahr lang in Eppishausen gelebt hatte, gegenseitig sehr. Mit seiner zweiten Ehefrau hatte er Zwillingstöchter, Hildegard (1836–1914) und Hildegunde (1836–1909), die in Eppishausen geboren wurden. Bei einem Wagenunfall nach der Geburt der Zwillinge am 9. Mai 1836 wurde eines seiner Beine gelähmt. Da die politische Entwicklung in der Schweiz seiner konservativen Einstellung entgegenlief, fühlte sich von Laßberg nicht mehr wohl auf Schloss Eppishausen und wollte sich verändern.[2]
Altes Schloss in Meersburg
Ab Juni 1837 bemühte sich von Laßberg, das Alte Schloss Meersburg am Bodensee zu kaufen, das nach der Säkularisation seit 1802 nur noch mangelhaft unterhalten wurde. Zunächst gab er ein Kaufgebot über 10.000 Gulden (fl), das 2.000 Gulden unter dem Schätzpreis lag, an die Badische Domänenverwaltung in Meersburg ab. Daraufhin bot die Hofdomänenkammer in Karlsruhe das Gebäude am 20. November 1837 in öffentlicher Versteigerung an. Von Laßberg gab als alleiniger Interessent wiederum ein Gebot von 10.000 Gulden ab und erhielt die Burg am 1. Februar 1838 zugeschlagen. Der Kaufvertrag wurde am 2. März 1838 in das „Gewährbuch der Stadt Meersburg“ eingetragen.
Laßberg zog dort mit seiner Familie am 7. September 1838 ein und rettete das Schloss so vor dem Verfall. Den gewölbten hellen Saal machte er zur Bibliothek für die von ihm gesammelten Bücher und Handschriften, das anstoßende runde Gemach zu seinem Studien- und Schreibzimmer.[3] Zur Katalogisierung seiner berühmten Bibliothek, die er später an das Haus Fürstenberg verkaufte, vermittelten ihm die Schwestern Droste-Hülshoff den jungen Schützling der Dichterin Levin Schücking, woraus die berühmte „Dichterwette“ entstand. Seine Schwägerin wählte dieses Schloss 1846, u. a. aus gesundheitlichen Gründen, zu ihrem ständigen Wohnsitz, schuf dort einen bedeutenden Teil ihrer Gedichte und starb dort 1848, ärztlich betreut von Laßbergs Sohn Hermann von Liebenau.
Auch von hier ist ein reger Briefwechsel bezeugt; u. a. mit Ildefons von Arx, Georg Friedrich Benecke, Sulpiz Boisserée und Justinus Kerner. Justinus Kerner besuchte von Laßberg auf der Meersburg Mitte Juli 1854 für zwei bis drei Wochen und wurde von ihm bei seinen Nachforschungen zu Franz Anton Mesmer angeregt und unterstützt,[4] sodass Kerner ein Buch über Mesmer schrieb, das 1856 erschien.[5][6]
1845 wurde Laßberg von der Universität Tübingen mit dem Titel Dr. phil. h. c. geehrt. 1849 wurde er zum Ehrenmitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften ernannt.
Laßberg züchtete auf der Meersburg auch mit großem Erfolg Papageien. Das alte Vogelhaus ist heute Teil des Museumsrundgangs. Darüber hinaus kann man im Rahmen einer Turmbesteigung auch Laßbergs alten Papageienkäfig im Dagobertsturm sehen.[7]
Joseph von Laßberg starb im Alter von 85 Jahren am 15. März 1855 um zehn bis zwölf Minuten vor elf Uhr vormittags auf der Meersburg, seinen Kopf auf die linke Hand gestützt. Zuvor richtete er an seine Töchter die Worte: „Gott gebe euch die Kraft, die Tugend zu verteidigen, und Mut und Stolz, das Böse anzugreifen.“[8] Er liegt auf dem Friedhof Meersburg in der durch ihn begründeten Familien-Grabstätte Laßberg-Droste zu Hülshoff begraben. Die Meersburg vererbte er u. a. seinen Töchtern.
Mit Elisabeth zu Fürstenberg, geborene von Thurn und Taxis (* 30. November 1767; † 21. Juli 1822), der Witwe von Karl Aloys zu Fürstenberg, war Laßberg 1805–1822 liiert und hatte einen unehelichen Sohn:
Anlässlich seines (letzten) Geburtstags am 10. April 1854 lud von Laßberg die Honoratioren und Beamten von Meersburg auf seine Burg zu Wein und Abendessen ein und verehrte jedem zum Abschied eine Lithografie mit seinem Porträt. Dieses Porträt hatte am 30. Oktober 1853 der Künstler Richard Lauchert gezeichnet. Es wurde in Stuttgart von Carl August Deis gestochen und vom Lithographen Niederbühl gedruckt.[11]
Der Künstler Peter Lenk schuf ihm in einer Figur seiner Magischen Säule in Meersburg ein Denkmal. Laßberg reitet hier in Ritterrüstung auf einem Steckenpferd – eine Anspielung auf den Ausdruck Nibelungen-Steckenreiter, mit dem seine Schwägerin ihn und seine Gesinnungsgenossen gern titulierte. Über der Laßberg-Statue schwebt eine Figur des Amor, ein Hinweis auf Laßbergs Frauen.
Im Freiburger Stadtteil Waldsee ist eine Straße nach ihm benannt (bis Ende 2016 noch „Lassbergstraße“ geschrieben),[12] ebenso in seiner Heimatstadt Donaueschingen.
Klaus Gantert: Die Bibliothek des Freiherrn Joseph von Laßberg. Ein gescheiterter Erwerbungsversuch der Königlichen Bibliothek zu Berlin in der Mitte des 19. Jahrhunderts (= Euphorion, Beihefte, Bd. 42). Winter, Heidelberg 2001, ISBN 3-8253-1276-3.
Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon. Band VII, Band 97 der Gesamtreihe. C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1989, S, 195 f.
Adolf Kastner: Joseph Freiherr von Laßberg rettet die alte Meersburg (1837/1838). In: Badische Heimat, 1955, Heft 1, S. 1–10 (Digitalisat).
Ute Obhof: Joseph Freiherr von Laßberg und seine Bibliothek (1770–1855). Katalog zur Ausstellung vom 17. Februar bis 12. April 2001 in der Badischen Landesbibliothek, Karlsruhe 2001 (= Neuerwerbungen des Landes Baden-Württemberg in der Badischen Landesbibliothek 1), ISBN 978-3-88705-050-4.
Ute Obhof: Von einem der auszog sein letztes Hemd für die Nibelungenhandschrift zu geben. Joseph Freiherr von Laßberg erwarb Anfang des 19. Jahrhunderts die berühmte Handschrift C des Nibelungenliedes. In: Staatsanzeiger für Baden-Württemberg. Band 53, Nr. 2, 2004, S. 16.
Volker Schupp: Wollzeilergesellschaft und Kette. Impulse der frühen Volkskunde und Germanistik. Elwert, Marburg 1983, ISBN 3-7708-0772-3.
Alexander Thon: … das liecht fällt durch eine runde öffnung im gewölbe herein, über welcher grünes gesträuch vom winde bewegt herab schwankte. Joseph von Laßberg (1770–1855) und die angebliche Doppelkapelle auf Burg Trifels. In: Vestigiis Historiae Palatinae. Festschrift für Karl Scherer. In: Jürgen Keddigkeit (Hrsg.): Beiträge zur pfälzischen Geschichte. Nr. 20, 2002, S. 123–134, ISSN0936-7640.
Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser. Vierzigster Jahrgang, 1890, S. 448.
[Katalog] „Liebhaber und Beschützer der Musik“: Die neu erworbene Musikaliensammlung der Fürsten zu Fürstenberg in der Badischen Landesbibliothek. [Ausstellung in der Badischen Landesbibliothek vom 20. September bis 25. November 2000], bearb. v. Matthias Miller, Red.: Martina Rebmann. Kulturstiftung der Länder, Berlin 2000.
↑Adolf Kastner: Joseph Freiherr von Laßberg rettet die alte Meersburg (1837/1838). In: Badische Heimat, 1955, Heft 1, S. 1–2.
↑Adolf Kastner: Joseph Freiherr von Laßberg rettet die alte Meersburg (1837/1838). In: Badische Heimat, 1955, Heft 1, S. 2–7.
↑Brief Von Laßbergs an Justinus Kerner vom 5. Hornung (Februar) 1855 mit Unterlagen (Taufschein, Wohnung Meersburg-Riedetsweiler) für die biografische Arbeit Kerners über Franz Anton Mesmer. Der Brief ist abgedruckt bei Karl Bittel: Der berühmte Hr. Doct. Mesmer. 1734–1815. Aug. Feyel, Buchdruckerei und Verlagsbuchhandlung, Überlingen 1939, S. 35–36.
↑Justinus Kerner: Franz Anton Mesmer aus Schwaben, Entdecker des thierischen Magnetismus. Erinnerungen an denselben, nebst Nachrichten aus den letzten Jahren seines Lebens zu Meersburg am Bodensee. Frankfurt am Main, Literarische Anstalt 1856. Digitalisiert bei Google
↑Wilhelm Zentner: Joseph von Laßberg und Justinus Kerner. In: Badische Heimat, 1955, Heft 1, S. 11–15.
↑Hubert Naeßl: Die Meersburg. Regensburg 1977, S. 15.
↑Wilhelm Zentner: Joseph von Laßberg und Justinus Kerner. In: Badische Heimat, 1955, Heft 1, S. 11–15.
↑Brigitte Gramm, Thomas Warndorf: Magnet für Künstler und Wissenschaftler. In: Festmagazin 1000 Jahre Meersburg. Frank Siegfried Verlag, Konstanz 1988, S. 22–24.
↑Bibliothek Laßberg. In: Badische Landesbibliothek. Abgerufen am 24. April 2024.
↑Otto Dörflinger: Geschichte eines Bildes. In: Badische Heimat, 1955, Heft 1, S. 74 sowie Titelseite mit Porträt des Joseph Freiherr von Laßberg.