Dieser Artikel befasst sich mit einer Partei in Großbritannien. Siehe Liberal Democrats zu der Nachfolgepartei, zu Parteien in anderen Ländern siehe Liberale Partei.
Die Liberal Party [ˈlɪbəɹəl ˈpɑːti] war eine politische Partei in Großbritannien. Sie ging in den 1830er Jahren aus der Whig Party und den sogenannten Radikalen hervor, zu denen sich später noch die Anhänger von Sir Robert Peel gesellten. Im britischen Zweiparteiensystem war sie neben der Conservative Party die reformerischere politische Kraft, die außerdem den Freihandel befürwortete. Sie wechselte sich bis 1922 mit den Konservativen in der Regierung ab. In den nachfolgenden Jahrzehnten verlor die Liberal Party schrittweise an Bedeutung, 1988 vereinigte sie sich schließlich mit der Social Democratic Party zu den Liberaldemokraten.
Heutzutage existiert in Großbritannien eine Liberal Party, die von Gegnern der Fusion mit der Social Democratic Party gebildet wurde. Es handelt sich aber rechtlich um eine neue Organisation, nicht um die Rechtsnachfolgerin der in der Vereinigung aufgegangenen Liberal Party.
Die Abspaltung der Liberal Unionist Party über die Frage der irischen Selbstregierung schwächte die Liberalen. Nachdem der konservative Premierminister Arthur Balfour 1905 sein Amt zur Verfügung stellte, kamen die Liberalen unter ihrem Führer Henry Campbell-Bannerman erneut an die Macht. Bei den nachfolgenden Wahlen 1906 konnten sie eine große Mehrheit erringen. Nach dem Tod Campbell-Bannermanns wurde der bisherige Schatzkanzler Herbert Henry Asquith sein Nachfolger. Das Aufkommen der Labour Party allerdings entzog den Liberalen Schritt für Schritt ihre Wähler in der Arbeiterschaft, und sie wurde von der Arbeitspartei in der Rolle der zweiten großen Partei abgelöst. Vor Gründung der Labour Party im Jahr 1900 kandidierten Vertreter der Arbeiterschaft, das heißt der Trade Unions, für die Liberalen zu den Unterhauswahlen (Lib Lab).
1931 kam es zur Abspaltung der National Liberal Party. Nach dem Zweiten Weltkrieg erreichte ihr Wähleranteil einen Tiefpunkt; dann erholte er sich. Wegen des Mehrheitswahlrechts konnten die Liberalen allerdings trotz eines Stimmanteils von teilweise nahezu 20 % landesweit nur wenige Sitze im britischen Unterhaus erringen.
Im SDP–Liberal Alliance. Insgesamt: 7.780.949 Stimmen und 23 Mandate (1983), 7.341.633 Stimmen und 22 Mandate (1987).
Literatur
Roy Douglas: Liberals: The History of the Liberal and Liberal Democrat Parties. London: Hambledon & London, 2005; ISBN 1-85285-353-0
Detlev Mares: Goodbye Gladstone. Die Liberale Partei im spätviktorianischen Großbritannien 1886-1906. In: Jahrbuch zur Liberalismus-Forschung 19 (2007), S. 137–162.
Trevor Wilson: The Downfall of the Liberal Party, 1914-1935, Faber and Faber, London 2011, ISBN 978-0-571-28021-6