Steiner wurde in der WienerLeopoldstadt im Hotel Nordbahn geboren.[4] Er stammte aus einer wohlhabenden jüdischen Theaterdynastie, die mit vielen Komponisten befreundet war. Sein Großvater Maximilian Steiner war unter anderem Direktor am Theater an der Wien, und sein Vater Gabor Steiner arbeitete in Wien ebenfalls als Theaterdirektor. Max Steiner galt als äußerst begabtes Kind, erlernte zahlreiche Instrumente und besuchte die Wiener Hochschule für Musik und darstellende Kunst schon mit 16 Jahren. Mit 15 Jahren debütierte Steiner 1903 mit seiner OperetteDie schöne Griechin. Seine Ausbildung erhielt er unter anderem von Gustav Mahler und Richard Strauss, letzterer war auch sein Taufpate.[5]
In den Jahren 1904 bis 1914 wirkte Steiner als Dirigent und Arrangeur in Großbritannien, meistenteils in London, wo er in zahlreichen angesehenen Konzert- und Theaterhäusern auftrat. Anschließend übersiedelte er nach Amerika, wo er zunächst als Komponist, Arrangeur und Dirigent am Broadway tätig war. Dort arbeitete er unter anderem mit Größen wie Victor Herbert, Jerome Kern, Vincent Youmans und George Gershwin. 1916 komponierte er seine erste Filmmusik für einen Stummfilm. Über den Beginn seiner Zeit in London und Amerika berichtete er später:
„Und ich musste mein eigenes Leben verdienen, war sehr einfach. Ich bin mit der ‚Lustigen Witwe‘ nach England gegangen, bis 1914, bis der Krieg ausgebrochen ist. Und durch meine Freundschaft mit dem Duke of Westminster habe ich einen Pass bekommen, nach Amerika zu gehen. Und da bin ich zu ‚Ziegfeld Follies‘ gekommen ins ‚Amsterdam-Theater‘ nach New York. Und seitdem bin ich immer hier.“
Mit Beginn des Tonfilms 1929 ging Max Steiner nach Hollywood, wo er zunächst für die Filmgesellschaft RKO Pictures tätig war. Nachdem er bereits für den oscarprämierten Western Pioniere des wilden Westens die Musik geschrieben hatte, fand er ab dem Film Symphony of Six Million zusehends zu seinem Stil. Zu seinen bekanntesten Werken zählt die Filmmusik zu King Kong und die weiße Frau aus dem Jahr 1933, die ihn in die erste Riege der Filmkomponisten in Hollywood brachte. Erstmals in der Geschichte des Films unterlegten Steiner und sein Orchestrator Bernhard Kaun dabei Dialoge mit Musik, was die dramatische Wirkung erheblich steigerte. 1935 gewann Steiner für die Musik zu Der Verräter seinen ersten Oscar für die beste Filmmusik. Er gewann den Preis erneut 1942 für Reise aus der Vergangenheit und 1944 Als du Abschied nahmst. Daneben erhielt er 21 weitere Nominierungen. Seit 1937 bei Warner Brothers unter Vertrag, schrieb Steiner unter anderem die Musik für Casablanca. Seine bekannteste Arbeit lieferte er für Vom Winde verweht aus dem Jahr 1939, für die er ebenfalls eine Oscar-Nominierung erhielt. Bei Vom Winde verweht unterlegte er die wichtigsten Figuren und Schauplätze mit eigenen Leitmotiven. Die Orchesterfassung von Percy Faith des Theme from “A Summer Place” von Steiner zum Film Die Sommerinsel stand 1959/1960 für mehrere Wochen an der Spitze der Billboard Hot 100.
Steiner war vor allem dafür bekannt, dass er seine Filmmusiken in einem außergewöhnlich schnellen Tempo fertigstellen konnte, meist in nur wenigen Wochen. Das hatte seinen Grund in einem permanent arbeitenden Stab von Mitarbeitern, die ihm das Orchestrieren abnahmen. 1953 gründete Steiner einen eigenen Musikverlag und konnte dadurch seine Werke noch besser vermarkten. Die „Max Steiner Society“ verleiht Ehrenmitgliedschaften für besonders gelungene Interpretationen seiner Musik; aus Deutschland war der Komponist Martin Böttcher Ehrenmitglied in der Gesellschaft. Max Steiner gilt als einer der produktivsten und erfolgreichsten Komponisten Hollywoods. 1999 ehrte die US-Post Steiner mit einer Briefmarke in der Serie Hollywood-Komponisten und 2003 in der Serie Amerikanische Filmindustrie.
Max Steiner starb im Alter von 83 Jahren in Beverly Hills und fand seine letzte Ruhe im Great Mausoleum des Forest Lawn Memorial Park, Glendale (Kalifornien). Er war viermal verheiratet, zuletzt mit Leonore Steiner von 1947 bis zu seinem Tod. Aus seiner dritten Ehe hatte er einen Sohn namens Roland, der sich 1962 das Leben nahm.[7] Im Jahr 1975 erhielt er posthum für seine Filmarbeit einen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame.
Trivia
In dem 1932 veröffentlichten Film The Half Naked Truth von Gregory La Cava ist Max Steiner als Dirigent des Theaterorchesters einige Male zu sehen.
1958: Golden Laurel in der Kategorie Bester Komponist: Marjorie Morningstar
1960: Golden Laurel in der Kategorie Beste Filmmusik: Ein Platz an der Sonne (A Place in the Sun)
1961: 2. Platz beim Golden Laurel in der Kategorie Bestes Musical: The Dark at the Top of the Stairs
1962: 3. Platz beim Golden Laurel
1963: 3. Platz beim Golden Laurel
Seine Filmmusiken zu King Kong und die weiße Frau und Vom Winde verweht erreichten Platz 13 und Platz 2 in der vom American Film Institute herausgegebenen Liste der 25 größten Filmmusiken aus 100 Jahren. Max Steiner gehört gemeinsam mit Bernard Herrmann, Elmer Bernstein und Jerry Goldsmith zu jenen Komponisten, die zweimal in der Liste vertreten sind. Nur John Williams brachte es auf drei Nennungen.
Anlässlich Steiners 100. Geburtstags im Jahr 1988 wurde an seinem Geburtshaus in Wien-Leopoldstadt eine Gedenktafel von Hoteleigentümer Reinhard Blumauer, Bezirksvorsteher Heinz Weißmann und dem Wiener Bürgermeister Helmut Zilk enthüllt.[4]
Ihm zu Ehren wird seit 2009 der Max Steiner Film Music Achievement Award im Rahmen der Hollywood-in-Vienna-Gala verliehen. Hollywood in Vienna ist ein jährlich in Wien stattfindendes Filmmusik-Gala-Konzert, in deren Rahmen der Preis vergeben wird.[9]
Enthüllung der Max Steiner-Gedenktafel in Wien 1988 (v.l. R. Blumauer, H. Weißmann, H. Zilk)
Raimund Saxinger: Max Steiner zum 100. Geburtstag – Symphonie für Millionen. In: Filmharmonische Blätter. Heft 8/Februar/März/April 1988, S. 30–35.
Regina Schlagnitweit: Ich schreibe, was ich sehe. Max Steiner Musik, Wien/Beverly Hills. In: Christian Cargnelli und Michael Omasta (Hrsg.): Aufbruch ins Ungewisse. Österreichische Filmschaffende in der Emigration vor 1945. Band 1. Wespennest, Wien 1993, S. 89–105.
Peter Wegele: Der Filmkomponist Max Steiner. Böhlau Verlag, Wien/Köln/Weimar, 2012, ISBN 978-3-205-78801-0.
↑Hartmut Goege: Vor 50 Jahren gestorben. Max Steiner, „Vater der Filmmusik“. In: Kalenderblatt (Rundfunksendung auf DLF). 28. Dezember 2021, abgerufen am 28. Dezember 2021.