Plochingen ist etwa neun Kilometer ostsüdöstlich von der Kreisstadt Esslingen am Neckar entfernt und in derselben Richtung etwa 19 Kilometer von der Landeshauptstadt Stuttgart. Die Kleinstadt liegt an den rechten Ufern von Fils und abfließendem Neckar, der hier an der Mündung des ersten seiner vier großen Nebenflüsse das charakteristische Plochinger Neckarknie zeigt, an dem er von langem Nordost- für eine kurze Strecke auf Westnordwestlauf wechselt.
Im Gebiet der Stadt stoßen drei Naturräume zusammen: das Vorland der mittleren Schwäbischen Alb im Südosten, der Unterraum Schurwald des Naturraums Schurwald und Welzheimer Wald im Nordosten und der zu der Filder gerechnete Unterraum Nürtinger-Esslinger Neckartal entlang dem größeren der beiden Flüsse im Westen. Der niedrigste Punkt im Stadtgebiet liegt ganz im Westen am Ausfluss des Neckars auf wenig über 247 m ü. NN, der höchste ganz im Norden beim Weißen Stein auf dem Schurwaldkamm auf etwa 448 m ü. NN, von dem herab Forstflächen einen großen Teil des Stadtgebiets bedecken.
Durch die verkehrsgünstige Lage an der Mündung der Fils in den Neckar hielten sich schon in frühester Zeit Menschen in der Gegend auf, was durch Funde aus der Steinzeit bezeugt wird. Waffenfunde und Grabbeigaben aus der Bronzezeit geben Hinweise auf eine zur Urnenfelderkultur gehörende Besiedlung. Auch aus der Hallstattzeit deuten Grabhügel an, dass es eine kontinuierliche keltische Besiedlung bis in die Römerzeit gegeben haben könnte. Im klassischen Altertum siedelten die Römer und im frühen Mittelalter die Alamannen am Ort.[4]
Vom Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert
Im Hochmittelalter lag Plochingen auf dem Gebiet des Herzogtums Schwaben und bildete einen Teil des Neckargaus. Der Ort wurde im Jahr 1146 als Blochingen erstmals in einer Urkunde des Königs Konrad III. von Hohenstaufen erwähnt. Es gab in Plochingen zwei Burgen, von denen jedoch nichts überdauert hat.[5] Vom 12. bis zum 14. Jahrhundert lässt sich für Plochingen der Sitz eines Adelsgeschlechts nachweisen.[6] 1331 verkaufte der Burgherr Johann von Plochingen einigen Besitz in Plochingen an das Katharinenhospital in Esslingen. Seit 1447 besaß Württemberg in Plochingen die hohe Gerichtsbarkeit, wohingegen die niedere Gerichtsbarkeit zwischen der Reichsstadt Esslingen und dem Herzogtum Württemberg bis zur Mediatisierung zu Beginn des 19. Jahrhunderts aufgeteilt war. Der württembergische Anteil Plochingens, ursprünglich bei der Vogtei Nellingen, wurde bereits zu Anfang des 15. Jahrhunderts dem Amt in Stuttgart unterstellt. Seit dem 12. Jahrhundert besaß Plochingen einen Markt für Baustoffe, Salz und Agrargüter, darunter insbesondere Wein, Getreide, Fischfang und Vieh.[6]
1536 setzte Herzog
Ulrich von Württemberg die Reformation durch.[7] Im Jahre 1545 wurde eine erste Brücke über den Neckar gebaut, welche einen mittelalterlichen Steg ersetzte. Dazu kam eine Brücke über die Fils, so dass dafür Brückenzölle erhoben werden konnten. Nach der für Württemberg verlorenen Schlacht bei Nördlingen wirkte sich die verkehrsgünstige Lage Plochingens im Dreißigjährigen Krieg nachteilig aus, da bereits 1634 kaiserliche Truppen den Ort plünderten und viele Häuser abbrannten. Die Einwohnerzahl von etwa 1300 Personen vor dem Krieg sank auf etwa 500 Bewohner nach dem Krieg. Plochingen wurde 1698 Poststation auf der vom Haus Thurn- und Taxis betriebenen kaiserlichen Postlinie zwischen Antwerpen und Venedig. 1778 errichtete der Hofwerkmeister Johann Christian Adam Etzel (1743–1801; Onkel von Gottlieb Christian Eberhard von Etzel) die dann in Europa bekannt gewordene gedeckte Holzbrücke mit einer freitragenden Spannweite von 70 Meter ohne Zwischenpfeiler über den Neckar.[8] Diese musste 1905 völlig intakt der Erweiterung der Bahnhofanlagen weichen. Die Gemeinde kam 1808 bei der Umsetzung der neuen Verwaltungsgliederung im Königreich Württemberg vom Amtsoberamt Stuttgart zum neu eingerichteten Oberamt Esslingen. 1846 führte der Bau der Filstalbahn bis nach Plochingen zum Anschluss an das entstehende Streckennetz der Württembergischen Staatsbahnen, nur ein Jahr nachdem in Württemberg auf der Strecke zwischen Cannstatt und Untertürkheim zum ersten Mal ein Zug gefahren war. Mitte 1850 gingen die gesamte, 93 Kilometer lange, Filsbahn von Stuttgart nach Ulm und die Bahnstrecke Ulm–Friedrichshafen in Betrieb; von nun an lagen Plochingen und zahlreiche andere bis dahin entlegene Orte an einer bedeutenden Bahnstrecke. 1888 wurde in der Gaststätte Waldhorn der Schwäbische Albverein gegründet.
20. Jahrhundert
1905 wurde die Holzbrücke aus dem Jahr 1778 durch eine Eisenbrücke über den Neckar ersetzt. Am 1. Juni 1913 zerstörte ein Tornado zahlreiche Gebäude in Plochingen.[9] Bei der Kreisreform während der NS-Zeit in Württemberg gelangte Plochingen 1938 zum Landkreis Esslingen. Nach dem Zweiten Weltkrieg geriet die Gemeinde in die Amerikanische Besatzungszone und lag 1945 bis 1952 im Land Württemberg-Baden. Am 13. April 1948 wurde die Gemeinde Plochingen zur Stadt erhoben, welche ab 1952 zum neuen Bundesland Baden-Württemberg gehörte. Am 12. Juli 1968 erfolgte die Einweihung des Neckarhafens Plochingen. Seit Beginn des S-Bahn-Betriebes im Großraum Stuttgart am 1. Oktober 1978 werden die Fahrzeuge im Bahnbetriebswerk Plochingen technisch gewartet und gereinigt.
1998 war Plochingen Gastgeber der Landesgartenschau Baden-Württemberg.
Der Gemeinderat in Plochingen hat 22 Mitglieder. Die Kommunalwahl am 9. Juni 2024 führte zu folgendem vorläufigen Endergebnis[13].
Der Gemeinderat besteht aus den gewählten ehrenamtlichen Gemeinderäten und dem stimmberechtigten Bürgermeister als deren Vorsitzendem.
Der Neckarhafen in Plochingen ist seit dem 12. Juli 1968 Endpunkt des schiffbaren Neckars. Er wurde als Hafen für die gewerbliche Binnenschifffahrt ausschließlich für den reinen Gütertransport ohne Personenschifffahrt konzipiert. Das Hafengelände erstreckt sich entlang zweier Hafenbecken. Verantwortlich für die Konzeption, Realisation und Entwicklung war von 1954 bis 1992 Hafendirektor Heinz Kreeb. 1992 wurde mit der Geschäftsführung Eberhard Weiß betraut, seit 2015 ist Gerhard Straub sein Nachfolger als Hafendirektor. Im Neckarhafen haben sich knapp 20 Unternehmen mit einem Investitionsvolumen von etwa 100 Millionen Euro angesiedelt. Hauptumschlaggüter sind Eisen- und Stahlprodukte, Schrott, Altholz, Futtermittel, Getreide, Mineralöl und Holz. Der Güterumschlag pro Jahr beträgt rund 1,4 Millionen Tonnen.
Die Parkbahn in den Neckarauen ist eine insgesamt 1,5 Kilometer lange Parkbahnanlage, die von Ostermontag bis Oktober an jedem Wochenende betrieben wird.
Persönlichkeiten
Ehrenbürger
Manfred Reiner (1926–2020), langjähriger Stadtrat in Plochingen
Eugen Beck (1940–2022), langjähriger Bürgermeister von Plochingen
Gerhard Remppis (* 1940), langjähriger Stadtrat in Plochingen
Dieter Haller (* 1962), Ethnologe, Professor für Sozialanthropologie an der Ruhr-Universität Bochum (zuvor New School University/New York, University of Texas/Austin).
Otto Löffler (1871–1949), Komponist, Chorleiter, Dirigent und Musikverleger
Ernst-Wilhelm Gohl (* 1963), evangelischer Landesbischof, war von 2001 bis 2006 an der Plochinger Stadtkirche Gemeindepfarrer
Eva Löbau (* 1972), Schauspielerin, wuchs in Plochingen auf
Trivia
In den Karl-May-Verfilmungen Die Pyramide des Sonnengottes und Der Schatz der Azteken, deren Handlung 1864 spielt, gibt der Handelsreisende Andreas Hasenpfeffer – treuer Begleiter Dr. Sternaus – an, aus „Plochingen am Neckarstrand“ zu stammen. Er stellt sich mit den Worten „Andreas Hasenpfeffer aus dem schönen Plochingen am Neckarstrand, 2.413 Einwohner, darunter 99 Katholiken.“ vor.
Die Wasserführung des Neckars wird durch den Pegel Plochingen angezeigt.[16] Dieser lag als einziger Pegel des Neckar nach Zufluss der Fils im freien Gefälle des Flusses, bis 1962 das Wehr Deizisau errichtet wurde. Um die Stauschwankungen fernzuhalten, wurde eine Schwelle rund 100 m unterhalb der Straßenbrücke Plochingen gebaut und der Pegel dorthin verlegt. Bei dem großen Hochwasser im Februar 1970 wurde die Schwelle aus Schüttsteinen zerstört. Da der Bau einer neuen Schwelle aus Beton zu teuer war, wird die Wasserführung nur noch rechnerisch ermittelt. Die Abflusswerte von Wendlingen am Neckar und von Reichenbach an der Fils werden an einen Rechner übertragen und addiert. Daraus wird der theoretische Wasserstand für den verlegten Pegel Plochingen errechnet und veröffentlicht.
Plochingen. In: August Friedrich Pauly (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Eßlingen (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band21). Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart / Tübingen 1845, S.228–234 (Volltext [Wikisource]).
Otto Wurster: Heimatgeschichte Plochingen. Herausgeber: Stadt Plochingen. 1949.
Otto Wurster: Eßlinger Heimatbuch für Stadt und Umgebung. Eßlingen 1931. Darin: Plochingen (S. 259–267, mit Stadtplan).
Landesarchiv Baden-Württemberg, Landkreis Esslingen (Hrsg.): Der Landkreis Esslingen. Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern 2009, ISBN 978-3-7995-0842-1, Band 2, S. 377.
Manfred Reiner: Plochinger Wegspuren Band 1–9.
Dagmar Bluthardt, Joachim Hahn: Kirchen in Plochingen. Herausgeber: Stadt Plochingen. 2018.
Susanne Martin, Dagmar Bluthardt, Joachim Hahn: Kunst in Plochingen. Skulptur, Malerei, Grafik. Herausgeber: Stadt Plochingen. 2019.
Dagmar Bluthardt, Joachim Hahn, Susanne Martin: Kunst in Plochingen. Architektur 1 - 14.-19. Jahrhundert. Herausgeber: Stadt Plochingen. 2020.
Dagmar Bluthardt, Joachim Hahn, Susanne Martin: Kunst in Plochingen. Architektur 2 - 20.-21. Jahrhundert. Herausgeber: Stadt Plochingen. 2020.
Dagmar Bluthardt, Joachim Hahn, Susanne Martin: Friedhöfe in Plochingen. Gedenkkultur 1. Herausgeber: Stadt Plochingen. 2021.
Dagmar Bluthardt, Joachim Hahn, Susanne Martin: Stumpenhof. Ein Plochinger Stadtteil. 300 Jahre – 1722 bis 2022. Herausgeber: Stadt Plochingen. 2022.
Dagmar Bluthardt, Joachim Hahn, Susanne Martin: 75 Jahre Stadt Plochingen. Besondere Ereignisse der Stadtgeschichte 1948-2023. Herausgeber: Stadt Plochingen. 2023.
↑Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band III: Regierungsbezirk Stuttgart, Regionalverband Mittlerer Neckar. Kohlhammer, Stuttgart 1978, ISBN 3-17-004758-2, S. 236–237.