Die RPG-7 ist eine reaktive Panzerbüchse, die in der Sowjetunion entwickelt wurde. Aufgrund ihrer einfachen und zuverlässigen Bauweise und ihres geringen Preises wurde sie zur am weitesten verbreiteten Panzerabwehrwaffe der Welt. Schätzungen aus dem Jahr 2002 gehen von mehr als 9 Millionen gebauten Exemplaren aus.[1]
Die Abkürzung steht für rutschnoi protiwotankowy granatomjot, russischручной противотанковый гранатомёт, zu Deutsch etwa Hand-Granatwerfer zur Panzerabwehr. Das englischsprachige „Rocket-Propelled Grenade“ ist ein Backronym.
Die RPG-7 ist das Nachfolgemodell der RPG-2. Die Verbesserungen umfassten einen zweiten Haltegriff, ein optisches Visier und ein konisches Rohrende, das als Diffusor wirkt. Es erleichtert das Entweichen der Verbrennungsgase und vermindert den hinter der Waffe einzuhaltenden Sicherheitsabstand gegenüber Haus- oder Grabenwänden sowie den Rückstoß. Das Abschussrohr ist teilweise mit Holz ummantelt, um den Schützen vor Hitze zu schützen.
Funktion
Vor dem Abfeuern wird die hülsenförmige Treibladung an die Granate geschraubt und von vorn in das Rohr eingeführt. Dann wird die Waffe gespannt, gezielt und ausgelöst. Der Hahn schlägt auf einen Schlagbolzen, der die in die Starttreibladung integrierte Zündkapsel trifft und diese zündet. Die Abbrandgase treiben die Granate aus dem Rohr und die vier Flügel-Stabilisatoren klappen aus. Nach zehn Metern Flug zündet der Feststoffraketenmotor (Kaltstart), die Granate wird scharfgemacht und beschleunigt auf etwa 300 m/s (1080 km/h). Trifft die Granate innerhalb von vier bis sechs Sekunden ein hartes Ziel, löst das Piezoelement in der Spitze über den Bodenzünder die Detonation aus. Andernfalls zündet der Verzögerungssatz der Selbstzerlegeeinrichtung den Gefechtskopf.
Einsatz
Der geringe Preis und die Verfügbarkeit der Waffe in großen Mengen machen sie neben der Kalaschnikow zu einem bevorzugten Mittel der asymmetrischen Kriegführung.
Der klassische Gefechtskopf der RPG-7-Granate besteht aus einer Hohlladung, die bis zu 300 Millimeter Panzerstahl durchschlagen kann.
Als Sprengstoff wurde zunächst A-IX-1 und später OKFOL verwendet.[6]
Speziell für den Häuserkampf wurde der TBG-7W-Aerosol-Gefechtskopf entwickelt, der zuerst mit einer kleinen Ladung ein feinverteiltes Brennstoff-Luft-Gemisch erzeugt, das anschließend entzündet wird.[7]
Eine 40-mm-Splittergranate trägt die Bezeichnung OG-7W.[8]
Herstellungsländer
Die RPG-7 wurde 1961 in der Sowjetunion entwickelt und u. a. im Degtjarjowwerk in Serie hergestellt. Bald darauf wurden in weiteren Staaten ähnliche Modelle in Lizenz produziert, darunter Volksrepublik China, Iran, Rumänien, Pakistan, Bulgarien und vor 1991 auch im Irak. Aus diesen Staaten stammen auch die Bezeichnungen RPG-16 oder RPG-22. Unter dem Namen PSRL-1 stellt AirTronic USA eine unlizenzierte Kopie der RPG-7 her. Diese Waffe wird als deutlich robuster und präziser als ihr sowjetisches Vorbild beworben und soll bereits mehrmals vom US-Militär gekauft worden sein.[9]
Die Waffe wurde in großen, vermutlich sechsstelligen Stückzahlen produziert, ist in über 40 Ländern verbreitet und soll teilweise auch auf dem Schwarzmarkt gehandelt werden.
Varianten
Die Varianten der RPG-7 unterscheiden sich hauptsächlich durch unterschiedliche Gefechtsköpfe. Bei der Fallschirmjägerversion RPG-7D kann das Rohr in zwei ungefähr gleich lange Teile zerlegt werden.
Ministerrat der DDR: A 250/1/106 40mm Panzerbüchse RPG 7 - Beschreibung und Nutzung. 1978.
Dan Shea: The RPG-7 System. (PDF; 5,22 MB) Raffica special. In: The Small Arms Review, Vol. 10, No.3. Dezember 2006, S. 22–87, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 12. Juni 2009; abgerufen am 27. Mai 2015.
ручной противотанковый гранатомёт. Abgerufen am 9. Mai 2014 (russisch, Übersichtstafel mit Schnitt- und zerlegter Darstellung sowie allen technischen Daten).
↑David Anderson, Douglas Thomson: Analyzing helicopter evasive maneuver effectiveness against rocket-propelled grenades. Hrsg.: University of Glasgow (= Journal of Guidance, Control and Dynamics. Nr.37). 2014, ISSN0731-5090, S.277–289 (gla.ac.uk [PDF; abgerufen am 31. Mai 2017]).