Bezeichnungen in Sprachen der Region: chinesisch南海, PinyinNán Hǎi („Südmeer“), 中國南海 / 中国南海, Zhōngguó Nán Hǎi oder 南中國海 / 南中国海, Nán Zhōngguó Hǎi, vietnamesischBiển Đông („Ostmeer“), thailändischทะเลจีนใต้, Thale Chin Tai („Südchinesisches Meer“), japanisch南シナ海Minami Shina Kai, („Südchinesisches Meer“), tagalogDagat Luzon („Luzon-Meer“) oder Dagat Kanlurang Pilipinas („Westphilippinisches Meer“), sowie malaiischLaut China Selatan, Laut Tiongkok Selatan („Südchinesisches Meer“) oder Laut Natuna Utara („Nord Natuna Meer“).
Das Südchinesische Meer erstreckt sich über eine Fläche von 3.685.000 km². Bei einer mittleren Tiefe von 1060 Metern ergibt das ein Wasservolumen von 3.907.000 km³. Die größte Tiefe liegt im China Sea Basin und beträgt 5016 Meter.[8]
Die Zugehörigkeit vieler der im südchinesischen Meer gelegenen Inseln ist zwischen den Anrainerstaaten umstritten. Immer wieder kommt es zu Zwischenfällen, insbesondere bei den Spratly-Inseln (zwischen der Volksrepublik China und Vietnam), aber auch beim Scarborough-Riff (zwischen den Philippinen und der Volksrepublik China). Grund dafür ist die strategische Bedeutung als Versorgungsstraße Ostasiens. Neben vermuteten Energieressourcen und Fischvorkommen konzentrieren sich hier einige der international und regional wichtigsten Schifffahrtswege.
Im Jahr 2009 legte die Volksrepublik China bei den Vereinten Nationen eine Landkarte mit der sogenannten „Neun-Striche-Linie“ vor und wollte damit historische Ansprüche auf weite Teile des südchinesischen Meeres begründen. Chinas Ansprüche stehen im Gegensatz zum im Rahmen der UN ausgehandelten Seerechtsübereinkommen, dem China 1996 beigetreten war. Dies regelt die Grenzziehung der ausschließlichen Wirtschaftszone und berücksichtigt bewohnte und bewohnbare Inseln, nicht jedoch unbewohnbare Riffe und Felsen.
Im April 2012 kam es beim Scarborough-Riff zu einem Scharmützel zwischen philippinischen und chinesischen Schiffen, das sich zu einer Krise zwischen den beiden Staaten ausweitete. Im Juni 2012 erließ Vietnam ein neues Schifffahrtsgesetz, dessen Gültigkeit auch umstrittenes Gebiet um die Spratly- und Paracel-Inseln umfasst.[9] Eine Klärung der unterschiedlichen Ansprüche der Anrainerstaaten wäre durch ein Schiedsverfahren des Internationalen Gerichtshofs möglich. Das wird jedoch von China abgelehnt.[10]
Der philippinische Präsident Benigno Aquino III. warb im Februar 2014 um Unterstützung im Territorialstreit mit China: In einem Interview mit der New York Times zog er Parallelen zur Auslieferung des Sudetenlands an Deutschland im Jahr 1938 (Sudetenkrise).[11][12]
2014 hat China von Mai bis Juli mit der Tiefseebohrinsel Haiyang Shiyou 981 in den umstrittenen Gewässern weit südlich der Insel Hainan Probebohrungen durchgeführt.[13] Als Folge gerieten chinesische und vietnamesische Schiffe aneinander und es kam zu antichinesischen Ausschreitungen in Vietnam.[14]
Nachdem China einige Riffe zu künstlichen Inseln aufgeschüttet hatte, schickten die USA Ende Oktober 2015 demonstrativ ihren Zerstörer Lassen vor die Spratly-Inseln und zeigten damit, dass sie einen chinesischen Anspruch auf diese Inseln nicht anerkennen.[15] Peking behauptete, es baue dort künstliche Inseln, um "im Katastrophenfall humanitäre Hilfe zu leisten". Auf den künstlichen Inseln wurden Radarstation, Start- und Landebahn sowie Hangars gebaut und Raketen stationiert, wie Satellitenfotos zeigen. Die USA als traditionelle pazifische Vormacht sehen sich durch Chinas Expansion herausgefordert, auch wenn diese zunächst auf Kosten der unmittelbar betroffenen Anrainer wie Vietnam und die Philippinen geht.[16]
Am 22. Januar 2013 rief die Regierung der Philippinen den Ständigen Schiedshof in Den Haag an, um die Territorialansprüche zwischen China und den Philippinen zu klären. Dabei berief sie sich auf das Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen (SRÜ). Am 19. Februar 2013 erklärte die Volksrepublik China, den Schiedsspruch nicht anerkennen zu wollen. Am 12. Juli 2016 entschied das Schiedsgericht, dass die umstrittenen Inseln außer Panatag (Scarborough-Riff) zur ausschließlichen philippinischen Wirtschaftszone gehörten. Die Fischgründe von Panatag würden traditionell von mehreren Ländern genutzt; weder China noch die Philippinen dürften andere dort vom Fischen abhalten. Die Regierung der Philippinen begrüßte das Urteil, während die Vertreter der Volksrepublik China es für unbegründet und nicht bindend erklärten.[17][18]
Im Juli 2020 schickte die US-Navy Kriegsschiffe zu sogenannten Freedom of Navigation-Fahrten in die von China beanspruchten Gewässer. Damit demonstrierte Washington, dass es die „Neun-Striche-Linie“ im Südchinesischen Meer nicht akzeptiert. US-Außenminister Mike Pompeo bezeichnete Chinas Gebietsansprüche als illegal.[19] Zu den US-Kriegsschiffen, die im Juli 2020 im Seegebiet operierten, gehörten die beiden Flugzeugträger USS Nimitz und USS Ronald Reagan mit ihren Flugzeugträgerkampfgruppen mit je zwei Lenkwaffenkreuzern, zwei bis drei Lenkwaffenzerstörern, zwei Jagd-U-Booten und einem logistischen Trossschiff.[20] Auch die Verbündeten der USA wie Frankreich und Großbritannien beteiligten sich an den Freedom of Navigation-Fahrten, 2021 war auch die Fregatte Bayern der Deutschen Marine dort im Einsatz.[21]
Geostrategische Bedeutung
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Neben China haben Taiwan, Japan und Südkorea sowie die USA als deren Verbündeter geostrategische Interessen im Südchinesischen Meer. Etwa 80 Prozent der Öl-Lieferungen in den Nordosten Asiens passieren das Südchinesische Meer. China vermutet unter dem Meeresboden rund 213 Milliarden Barrel Öl und 25 Billionen Kubikmeter Erdgas.[22] Um das Meer herum ist ein wirtschaftliches Kraftzentrum entstanden; die Summe der Bruttoinlandsprodukte (BIP) dieser Länder übersteigt das BIP Indiens.[23] Viele der Staaten sind Mitglied der ASEAN. Auch Indien hat Interessen in Südostasien und im Südchinesischen Meer.[24][25]
Indiens Interessen divergieren teilweise mit denen Chinas und der USA.[26]
Einige Staaten in der Region haben aufgerüstet oder rüsten auf.[27] China hat seine Marinebasis Sanya im Norden des Südchinesischen Meeres ausgebaut und künstliche Inseln aufgeschüttet.[28][29][25] Vor allem für China bietet diese Zone einen wichtigen Schlüsselpunkt in Bezug auf die politische Lage und Beziehung zu seinen Nachbarländern.
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Historische Schreibung, heute obsolet. Der Begriff „Shina – 支那 bzw. シナ“ ist eine historische Lehn-Bezeichnung für China aus dem Sanskrit. Die Nutzung des alleinstehenden Begriffs „Shina – 支那“ mit der Kanji-Schreibweise gilt heute sowohl in China als auch in Japan als beleidigend bzw. offensiv. Aufgrund Missbrauch und Nutzung des Begriffs zur Zeit des Zweiten Weltkriegs seitens Japans ist diese Bezeichnung für China heute in Asien, insbesondere in den betroffenen Ländern, historisch belastet.
↑Begriff shina – しな, シナ, 支那. In: tangorin.com. Tangorin – 単語林, abgerufen am 18. Juni 2023 (englisch, japanisch).
↑Donald G. Groves, Lee M. Hunt: Ocean World Encyclopedia. 1. Auflage. McGraw Hill, Newk York, Hamburg 1980, ISBN 0-07-025010-3, South China Sea, S.356–358.
↑Stephanie Kleine-Ahlbrandt: Chinas Expansion ins Meer. In: Le Monde Diplomatique. November 2012; Online Abfrage am 18. Dezember 2012
↑Nils Kadritzke: Anmerkung zum Seerecht. Als Infokasten zu: Stephanie Kleine-Ahlbrandt: Chinas Expansion ins Meer. In: Le Monde diplomatique. November 2012
↑Fregatte „Bayern“ im Pazifik: China lehnt Besuch von deutschem Kriegsschiff ab. In: FAZ.NET. 15. September 2021, ISSN0174-4909 (faz.net [abgerufen am 3. Januar 2022]).