Bezeichnend für Schlangenhalspanther sind ihre langen Hälse, die denen von Giraffen nachempfunden sind. Der Körper ist der eines Panthers. Auf vielen Paletten haben die Wesen ihre langen Hälse umeinander geschlungen.
Auf der Narmerpalette werden die Schlangenhalspanther sogar an der Leine gehalten. Ihre Umschlungenheit sollte möglicherweise die Vereinigung der beiden Reiche von Ägypten (Ober- und Unterägypten) repräsentieren.
In einer weiteren Darstellung auf der Zwei-Hunde-Palette sind zwei Schlangenhalspanther zu sehen, wie sie wahrscheinlich eine Sonnenscheibe umranken. Ihre beiden Köpfe stoßen auf eine Gazelle nieder, um sie zu töten. Über dieser Szenerie schwebt ein Ba-Seelenvogel.[5]
Whitney Davis und Wolfgang Helck vermuten, dass Schlangenhalspanther als Ungeheuer der Wüsten unter anderem Chaos und Urgewalt repräsentieren sollten, zumal die Wüste von jeher als lebensfeindlich und bedrohlich galt.
Wolfhart Westendorf verweist auf die alte mythische Vorstellung, dass der Schlangenhalspanther die Sonne auf ihrer täglichen Bahn bewegt, beziehungsweise, dass der Schlangenhalspanther als „Träger der Sonne“ galt. Der altägyptische Name steht daher nach Elmar Edel in direktem Zusammenhang mit seiner Rolle.
Teilaspekte des Motivs der eine Gazelle tötenden Schlangenhalspanther in Verbindung mit dem Sonnenauge sind Inhalt der demotischenFabelDie Seherin und die Hörerin. Außerdem zeigt der Tötungsakt einen weiteren Bezug zu den Inhalten des Nutbuches und dem mythischen Vorgang „Löwe tötet Stier/Gazelle“, wo es unter anderem um das Thema der täglichen Wiedergeburt des Sonnengottes geht.
Nachdem Re zur höchsten Himmelsgottheit erhoben wurde und sich die mythologischen Grundlagen im weiteren Verlauf der altägyptischen Geschichte änderten, lösten Sphinxmonumente die Schlangenhalspanther hinsichtlich des Panthersymbols als Wächter ab und flankierten nun den Weg zu den Eingangstoren der Duat. In den Gängen der Totentempel übernahmen dagegen die Giraffen die Funktion der Schlangenhalspanther.
Literatur
Whitney Davis: Masking the Blow: The Scene of Representation in Late Prehistoric Egyptian Art. Berkeley, Oxford (Los Angeles) 1992, ISBN 0-5200-7488-2.
Whitney Davis, Richard W. Quinn: Replications: archaeology, art history, psychoanalysis. Penn State Press, Kopenhagen 1996, ISBN 0-2710-1524-1.
Elmar Edel: Altägyptische Grammatik (= Analecta orientalia. Nr. 39). Pontificium Inst. Biblicum, Rom 1964, § 442.
Wolfgang Helck: Untersuchungen zur Thinitenzeit (= Ägyptologische Abhandlungen. (ÄA) Band 45). Harrassowitz, Wiesbaden 1987, ISBN 3-447-02677-4.
Wolfgang Helck: Schlangenhalspanther. In: Wolfgang Helck, Eberhard Otto: Lexikon der Ägyptologie. Band 5: Pyramidenbau – Steingefäße. Harrassowitz, Wiesbaden 1984, ISBN 3-447-02489-5, Spalte 652–653.
Wolfhart Westendorf: Schlangenhalspanther (mythologisch). In: Wolfgang Helck, Eberhard Otto: Lexikon der Ägyptologie. Band 5: Pyramidenbau – Steingefäße. Harrassowitz, Wiesbaden 1984, ISBN 3-447-02489-5, Spalte 653.
Reinhard Dittmann, Christian Eder, Bruno Jacobs (Hrsg.): Altertumswissenschaften im Dialog. Festschrift für Wolfram Nagel zur Vollendung seines 80. Lebensjahres. Ugarit-Verlag, Münster 2003, ISBN 3-934-62841-9.
↑Erich Ebeling, Bruno Meissner, Peter Calmeyer, Dietz Otto Edzard, Ernst Weidner: Reallexikon der Assyriologie und vorderasiatischen Archäologie. Band 8: Meek - Mythologie. de Gruyter, Berlin/ Boston 1997, ISBN 3-11-014809-9 (Mesopotamischer Schlangendrache).
↑Reinhard Dittmann, Christian Eder, Bruno Jacobs (Hrsg.): Altertumswissenschaften im Dialog. Münster 2003, S. 217.