In einem Waffenlabor der Luftwaffe in New Mexico arbeitete Anders an technischen Möglichkeiten zur Abschirmung von Kernreaktoren.
Der Wechsel zur NASA
Anders, inzwischen Hauptmann der Luftwaffe, bewarb sich bei der NASA und wurde am 17. Oktober 1963, an seinem 30. Geburtstag, als einer von 14 Astronauten der dritten Auswahlgruppe der Öffentlichkeit vorgestellt.[1]
Die Ausbildung begann im Februar 1964. Als Spezialgebiete wurden ihm 1965 Dosimetrie, Strahlungseffekte und Lebenserhaltungssysteme zugewiesen. Er war einer der ersten Astronauten, die das Lunar Landing Training Vehicle (LLTV) flogen, mit dem die Landung auf dem Mond geübt werden sollte.
Gemini
Seine erste Zuweisung zu einer Mannschaft erhielt Anders am 19. März 1966, als er als Ersatzpilot für die Mission Gemini 11 im September 1966 nominiert wurde. Bei der Mission Gemini 12 im November 1966 diente er als Verbindungssprecher (Capcom).
Apollo
Als die ersten Apollo-Mannschaften zusammengestellt wurden, wurde Anders der Mission E zugewiesen. Anders hätte die Mondlandefähre in einer hohen Erdumlaufbahn als Mondfährenpilot testen sollen. Weil sich die Entwicklung der Mondfähre verzögert hatte, wurde die Mission E gestrichen. Die Mannschaft, zu der auch Kommandant Frank Borman und Apollo-Pilot Jim Lovell gehörten, führte die nun Apollo 8 genannte Mission durch, die zwischen die Missionen C und D geschoben wurde. Der Erstflug der Mondfähre musste auf Apollo 9 verschoben werden, so dass Anders sein Training nicht anwenden konnte. Anders startete am 21. Dezember 1968 zu seinem einzigen Weltraumflug. Es war der erste bemannte Start der Saturn-V-Rakete und der erste bemannte Raumflug zu einem anderen Himmelskörper.
Am 24. Dezember nahm Anders eines der berühmtesten Fotos der Geschichte auf, den Aufgang der Erde über dem Mondhorizont („Earthrise“). Am Abend erfolgte eine Live-Übertragung aus der Apollo-Kommandokapsel in der Mondumlaufbahn, wobei Borman, Lovell und Anders die Schöpfungsgeschichte aus der Bibel vorlasen. Einen Auszug davon verwendete der britische Musiker Mike Oldfield zur Eröffnung seines Albums The Songs Of Distant Earth. Anders selbst, ursprünglich Katholik, hat infolge seiner Weltraumerfahrung aber jeglichen Bezug zu Religion verloren.[2]
Nach seiner Rückkehr wurde Anders der Ersatzmannschaft von Apollo 11 zugewiesen, wo er als Reserve für den Apollo-Piloten Michael Collins vorgesehen war. Während dieser Mission arbeitete er wieder als Verbindungssprecher (Capcom) in der Leitstelle in Houston.
Nach der NASA
Anders verließ die NASA zum 1. August 1969. Auch vom aktiven Dienst in der Luftwaffe nahm er seinen Abschied (diente allerdings weiterhin in der Air Force Reserve, aus der er Jahre später im Range eines Generalmajors ausschied). Bereits im Juni 1969 war er von PräsidentRichard Nixon in ein Beratungsgremium berufen worden, das Entscheidungsvorlagen für Forschung, Entwicklung, Planung und Durchführung von Luft- und Raumfahrtsystemen erarbeiten sollte.
Am 6. August 1973 wurde Anders in eine fünfköpfige Atomenergiekommission berufen, in der er für nukleare und nichtnukleare Energien zuständig war. Parallel hierzu war er amerikanischer Vorsitzender eines amerikanisch-russischen Programms für nuklearen Technologietransfer.
Im Zuge einer Reorganisation wurde die Atomenergiekommission 1975 aufgelöst und durch die Regulierungsbehörde für Nukleartechnik ersetzt, die nun für nukleare Sicherheit und Umweltverträglichkeit zuständig war. Anders wurde der erste Vorsitzende dieser neuen Behörde.
Nach 26 Jahren in Staatsdiensten ging Anders im September 1977 in die Industrie und übernahm einen Posten als Bereichsleiter für Nuklearprodukte bei General Electric in San José, Kalifornien. Zu Jahresbeginn 1980 wechselte er in den Luftfahrtbereich der Firma nach Utica, New York.
Anders verließ General Electric 1984 und ging zu Textron, wo er den Luft- und Raumfahrtbereich leitete. 1990 wechselte er zur General Dynamics, bis er sich 1994 zur Ruhe setzte.
William Anders war verheiratet und hatte vier Söhne und zwei Töchter. Die Familie lebte zuletzt auf Orcas Island und hatte einen Zweitwohnsitz in seiner Heimatstadt San Diego.[3]
B. A. Kulp, R. M. Detweiler, W. A. Anders: Temperature Dependence of Edge Emission in Single-Crystal Cadmium Sulfide. In: Physical Review. 131. Jahrgang, Nr. 5, 1. September 1963, S. 2036–2038, doi:10.1103/PhysRev.131.2036.