Eberhard von Kuenheim wurde 1928 auf Schloss Juditten (Juditten bei Bartenstein, heute Polen) als jüngstes von vier Kindern des ostpreußischen Fideikommiß-Grundbesitzers Volmar von Kuenheim (1891–1935) und dessen erster Gattin Sophie geb. von Gottberg (1896–1945) geboren. Der Vater unterhielt ein großes Trakehner-Gestüt.[1] Die 1918 geschlossene Ehe der Eltern wurde 1932 geschieden. Der Vater heiratete 1933 Gertrud Gillweit (1903–1990). Sein Vater starb 1935 nach einem Sturz vom Pferd. Die Mutter von Kuenheim verstarb im Sommer 1945 in einem sowjetischen Lager, nachdem ihr seit 1933 zweiter Ehemann Hans Christoph von Burkersroda Anfang Mai 1945 in sibirischer Gefangenschaft verstorben war. Die Familie entstammte dem elsässischen Uradel, ist jedoch bis auf den Ende des 13. Jahrhunderts nach Ostpreußen eingewanderten Zweig ausgestorben.[2]
Kuenheim besuchte das Elite-Internat Salem und studierte nach der Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft bis 1954 Maschinenbau an der damaligen TH Stuttgart, wo er sich dem Corps Teutonia anschloss.[1] Seinen Lebensunterhalt und die Studiengebühren verdiente er sich als Fließbandarbeiter bei Bosch.[3]
Nach dem Studium arbeitete von Kuenheim beim Werkzeugmaschinenhersteller Max Müller in Hannover (heute: Gildemeister AG).[4] 1965 trat Kuenheim eine Stelle als „Stabsmann für technische Fragen“ bei der Quandt-Gruppe an.[5] In dieser Funktion wechselte er 1969 von den Industriewerken Karlsruhe (IWKA) zu BMW.
Zum 1. Januar 1970 übertrug ihm der BMW-Großaktionär Herbert Quandt in Nachfolge des gesundheitlich angeschlagenen Gerhard Wilcke den Vorstandsvorsitz der BMW AG[6] mit damals etwa 20.000 Mitarbeitern und 1 Milliarde DM Umsatz.[4] 1972 führte er die 5er-Reihe samt einer neuen, auf den damaligen BMW-Marketing-Vorstand Robert A. „Bob“ Lutz zurückgehenden Typensystematik ein, die noch heute aktuell ist.
Das vom Wiener Architekten Karl Schwanzer entworfene BMW-Hauptverwaltungsgebäude („BMW-Vierzylinder“) neben dem Münchner Olympiagelände wurde 1973 bezogen.
Zum Ende seiner Amtszeit als Vorstandsvorsitzender am 13. Mai 1993 hatte die BMW AG 70.000 Mitarbeiter und 30 Milliarden DM Umsatz.[5][7] Neue Produktionsstandorte waren in Deutschland (Regensburg, Spandau), Österreich, Südafrika und in den USA entstanden.
Nachdem Bernd Pischetsrieder 1993 den Vorstandsvorsitz bei der BMW AG übernommen hatte, war Kuenheim bis 1999 Vorsitzender des Aufsichtsrates. Im Jahr 2000 richtete die BMW AG ihm zu Ehren die Eberhard von Kuenheim Stiftung ein, deren Kuratorium er bis 2010 vorsaß. Seit der Übergabe des Vorsitzes an Bolko von Oetinger hat Kuenheim den Ehrenvorsitz des Kuratoriums inne.
Kuenheim wurde im Zuge des Rover-Fiaskos kritisiert, weil er als Aufsichtsratsvorsitzender eine Führungskrise nicht verhindert hatte.[8] Nach seinem Rückzug als Vorstandsvorsitzender hatte er nicht Wolfgang Reitzle, sondern Bernd Pischetsrieder als Nachfolger an der Konzernspitze eingesetzt.[9] Während Reitzle die Rover-Milliardenverluste durch radikale Schnitte begrenzen wollte, wurde dies durch den gemäßigteren Pischetsrieder verhindert. In einer spektakulären Aufsichtsratssitzung im Februar 1999 wurden beide Vorstände abberufen.[8] Reitzles Berufung zum Vorstandsvorsitzenden scheiterte am Widerstand der Belegschaftsvertreter, so dass völlig überraschend Joachim Milberg den Vorstandsvorsitz von BMW übernahm.[10]
Varia
Mit seiner Frau Theda, geborene Camp von Schönberg,[11] (1923–2015) hat von Kuenheim die beiden Söhne Fabian (* 1957) und Hendrik (* 1959) sowie die Tochter Alexandra (* 1962).[12] 1993 erwarb er gemeinsam mit seiner Frau deren enteignetes Elternhaus, das Gut Mockritz in Sachsen, zurück. Sein Sohn Hendrik von Kuenheim, ein gelernter Hotelkaufmann, leitete von 2008 bis 2012 die Motorradsparte von BMW.[13] Kuenheim ist ein Vetter des Journalisten (Die Zeit) Haug von Kuenheim.
Christoph Hardt, Christoph Neßhöfer: Der Adler fliegt am besten allein. In: Bernd Ziesemer (Hrsg.): Pioniere der deutschen Wirtschaft : was wir von den grossen Unternehmerpersönlichkeiten lernen können. Campus, Frankfurt am Main ; New York 2006, ISBN 3-593-38121-4, S.207–236 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Weblinks
Eberhard von Dr. Kuenheim. In: BMW Geschichte. BMW AG, abgerufen am 11. Januar 2014 (Dossier zu Eberhard von Kuenheim im BMW Group Archiv).
↑ abChristoph Hardt, Christoph Neßhöfer: Eberhard von Kuenheim: „Der Adler fliegt am besten allein“. In: Handelsblatt. Serie: Pioniere der Wirtschaft. Verlagsgruppe Handelsblatt, 15. Dezember 2005, ISSN0017-7296 (handelsblatt.com [abgerufen am 21. Juni 2010]).
↑ abChristoph Hardt, Christoph Neßhöfer: Der Adler fliegt am besten allein. In: Bernd Ziesemer (Hrsg.): Pioniere der deutschen Wirtschaft : was wir von den grossen Unternehmerpersönlichkeiten lernen könne. Campus, Frankfurt am Main ; New York 2006, ISBN 3-593-38121-4, S.207–236 (google.de [abgerufen am 21. Juni 2010]).
↑Rüdiger Jungbluth: Die Quandts. ihr leiser Aufstieg zur mächtigsten Wirtschaftsdynastie Deutschlands. Campus, Frankfurt [u. a.] 2002, ISBN 3-404-61550-6, S.288.
↑Hohe Auszeichnung für v. Kuenheim. In: BMW AG (Hrsg.): Bayernmotor. BMW Mitarbeiter Zeitung. Nr.11, November 1988, ZDB-ID 558618-5, S.2 (bmw-grouparchiv.de [abgerufen am 4. Februar 2017]).