Der StadtkursCircuit de Monaco ist eine temporäre Motorsport-Rennstrecke in den Stadtteilen Monte Carlo und La Condamine von Monaco. Für das Formel-1-Rennen Großer Preis von Monaco werden alljährlich zahlreiche Straßen der Stadt abgesperrt. Verkehrsschilder und Blumenkübel werden entfernt. Boxengasse, Leitplanken, mobile Curbs, Zäune und umfangreiche Tribünenanlagen, als Fliegende Bauten ausgeführt, komplettieren die 3,337 Kilometer lange Rennstrecke. Mittlerweile wird der Rennkurs auch für den im Zwei-Jahres-Rhythmus stattfindenden Grand Prix de Monaco Historique genutzt, außerdem fand am 9. Mai 2015 auf einer verkürzten Variante der Rennstrecke erstmals der Monaco ePrix im Rahmen der FIA-Formel-E-Meisterschaft statt. Seit 2021 fährt auch die Formel-E auf dem vollständigen Kurs.[1]2020 fand erstmals seit 1954 kein Großer Preis von Monaco auf dem Circuit de Monaco statt. Die Organisatoren hatten das Rennen im März 2020 aufgrund der COVID-19-Pandemie abgesagt.[2]
Als Stadtkurs bietet der Kurs fast keine Auslaufzonen und zählt daher trotz des im Vergleich zu anderen Rennstrecken eher geringen Durchschnittstempos zu den gefährlichsten Rennstrecken des Formel-1-Kalenders. Ex-Weltmeister Nelson Piquet verglich das Fahren auf der Strecke von Monaco mit „Hubschrauberfliegen im Wohnzimmer“,[3] der zweifache Monaco-Sieger David Coulthard bezeichnete es als „reinen Irrsinn“.[4] Der Traditionskurs gilt als große Herausforderung für die Piloten, ein Sieg in Monaco als besondere Leistung.
Klassische Variante
Start und Ziel liegen auf dem Boulevard Albert 1er.
An der Einmündung der Rue Sainte-Dévote befindet sich die erste Rechtskurve (1, Sainte-Dévote).
Ab hier verläuft die Strecke auf der Avenue d'Ostende bergauf und passiert den Punkt 2, Beau Rivage.
Auf der Avenue de Monte-Carlo wird Punkt 3, Massenet, in einer weiten Linkskurve passiert.
Vorbei am prominenten Casino von Monte-Carlo führt der Kurs zu Punkt 4, Casino.
Am Place du Casino folgt ein Rechtsknick auf die Avenue des Spélugues. Hier schwenken die Fahrer nach rechts, um einem Sprunghügel auszuweichen.
Wieder ein Rechtsknick, Punkt 5 Mirabeau Haute.
Es geht die Avenue des Spélugues abwärts zur Haarnadel 6, früher als Loews bzw. Fairmont bekannt, heute Grand Hotel Hairpin[5] genannt. Dies ist die langsamste Stelle und die einzige im ersten Gang gefahrene Kurve aller Formel-1-Rennstrecken und erfordert eine spezielle Lenkungsübersetzung.
Weiter über die Avenue Princess Grace, eine der im Immobilienbereich teuersten Straßen der Welt.[6]
Punkte 7 und 8, eine Doppel-Rechtskurve (Mirabeau Bas und Portier).
Die am Ufer des Hafens entlang führende Straße heißt Boulevard Louis II und mündet in den Tunnel unter dem Fairmont-Hotel (9). Die Fahrer sind einem starken Kontrast zwischen dunkel und hell ausgesetzt, wenn sie aus dem Tunnel herausfahren.
Nach dem Tunnelausgang folgt die schnellste Stelle des Kurses, die übergeht in Punkt 10, nouvelle chicane. Ausgang ist Punkt 11.
Eine kurze Gerade führt zu Kurve 12, die relativ flüssig zu durchfahrende Tabac – benannt nach einer Tabaktrafik, die heute nicht mehr existiert.
Es folgt Schikane 13, benannt nach Louis Chiron und 14, Piscine. Die sogenannte „Schwimmbad-Kurve“ erlangte durch einen kuriosen Unfall Bekanntheit: Alberto Ascari stürzte 1955 mit seinem Lancia ins Hafenbecken, konnte aber durch Matrosen des Reeders Aristoteles Onassis unversehrt aus dem Wasser gerettet werden – verlor aber vier Tage später bei einer Testfahrt sein Leben.
Über den nicht benannten Punkt 15 geht es weiter auf die Rascasse zu, benannt nach einem Restaurant, das wiederum nach einem Feuerfisch benannt ist. Dort können die Gäste das Rennen direkt an der Leitplanke und damit so nah wie nirgends sonst in der Formel 1 verfolgen. Hier führt die Doppel-Rechtskurve 16 zurück zur Einmündung auf die Boxengasse oder zu den Kurven 17 und 18, jetzt wieder zurück auf den Boulevard Albert 1er.
Die Boxengasse ist ebenfalls eine Besonderheit: Da sie nicht – wie bei permanenten Rennstrecken – als solche angelegt wurde, ist sie sehr eng und zwingt die Teams zu Kompromissen bei der Unterbringung ihrer Ausrüstung. Zudem befindet sich das Boxengebäude direkt neben der Start-Ziel-Geraden; die Boxengasse verläuft seit 2004 an seiner Rückseite.
Bis 1972 war insbesondere nach dem Punkt 13 der Streckenverlauf kürzer (3,145 km Gesamtlänge) und einfacher: eine Gerade führte auf eine Haarnadelkurve („Gasometer“) zu und danach wieder auf die Startgerade zurück.
Verkürzte Variante
In der verkürzten Variante, die erstmals am 9. Mai 2015 im Rahmen des Monaco ePrix 2015 befahren wurde und bis 2019 verwendet wurde, führt die Strecke nicht nach der Sainte Dévote bergauf in Richtung Casino, sondern parallel zum Hafen entlang bis zum Bereich der Hafenschikane auf der Avenue J. F. Kennedy. Hier befindet sich eine Haarnadelkurve, anschließend ist die Streckenführung wieder identisch mit dem klassischen Kurs. Mit nur 1760 Metern ist die Variante nur etwa halb so lang wie die klassische Variante und war die kürzeste Strecke im Kalender der FIA-Formel-E-Meisterschaft.
Start, Ziel und Boxenausfahrt auf dem Boulevard Albert 1er
Tribüne auf einer Brücke oberhalb der Kirche Sainte-Dévote
Die langsamste Stelle im Formel-1-Kalender: Haarnadel am Hotel Fairmont
Von der Strecke gibt es digitale Nachbildungen in Rennsimulatoren. Im Miniatur Wunderland befindet sich ein Nachbau mit fahrenden Autos und individuellen Rennen.