Jágr gilt einhellig als einer der besten Eishockeyspieler aller Zeiten. In der NHL erhielt er fünfmal die Art Ross Trophy als bester Scorer, während er einmal mit der Hart Memorial Trophy sowie dreimal mit dem Lester B. Pearson Award als MVP der Liga geehrt wurde. Mit 1921 Punkten ist er zweitbester Scorer der NHL-Historie, nur übertroffen von Wayne Gretzky. Zugleich ist er punktbester Europäer, während seine 1.733 Einsätze nur von drei Spielern übertroffen werden und er weitere NHL-Rekorde hält. Im Alter von 52 Jahren bestreitet er aktuell mit der Spielzeit 2023/24 seine mittlerweile 37. professionelle Saison, was ebenfalls einen Rekord darstellt, sodass auch die Langlebigkeit seiner aktiven Laufbahn besondere Aufmerksamkeit erfährt. Diese hat auch zur Folge, dass er bisher nicht in der Hockey Hall of Fame, stattdessen „nur“ in der Tschechische Eishockey-Ruhmeshalle (seit 2008) sowie in der IIHF Hall of Fame (seit 2024) vertreten ist.
In den folgenden Jahren entwickelte sich Jágr zu einem der stärksten rechten Flügelspieler der NHL und gewann mit 70 Scorerpunkten in der Saison 1994/95 erstmals die Art Ross Trophy als erfolgreichster Scorer der Liga. Im folgenden Jahr übertraf er seine Offensivleistungen aus der Vorsaison und spielte mit 62 Treffern sowie 87 Torvorlagen die bisher punktbeste Spielzeit seiner Profikarriere. Gleichzeitig stellte er mit diesen Statistiken neue NHL-Rekorde für Spieler auf der Position des rechten Flügels auf. Nachdem Ron Francis die Penguins im Anschluss an die Saison 1997/98 verlassen hatte, übernahm Jágr das Amt des Mannschaftskapitäns. Zwischen 1998 und 2001 gewann der Angreifer vier Mal infolge die Art Ross Trophy als offensivstärkster Akteur der Liga und wurde darüber hinaus in der Saison 1998/99 mit der Hart Memorial Trophy als bester Spieler der NHL ausgezeichnet. Am 18. April 1999 schoss er das entscheidende Tor zum 2:1 Overtime-Sieg gegen die New York Rangers beim letzten Spiel der Eishockeylegende Wayne Gretzky.[1] Zudem erhielt der Tscheche in den Jahren 1999 und 2001 den Lester B. Pearson Award, welcher von der Spielergewerkschaft an den besten Akteur der Hauptrunde verliehen wird.
Während der Lockout-Saison 1994/95 bestritt Jágr elf Spiele für seinen Heimatklub HC Kladno, darüber hinaus sechs für den HC Bozen und eines für die damals zweitklassigen Schalker Haie. Im Spiel für die Haie erzielte er ein Tor und zehn Assists.
Im Laufe der Saison 2000/01 sah sich Jágr aufgrund abnehmender Leistungen sowie seines mannschaftsinternen Verhaltens zusehends Kritik ausgesetzt und hatte zudem ein schwieriges Verhältnis mit dem vor der Spielzeit zurückgekehrten Mario Lemieux, welcher als Klublegende ebenfalls eine Rolle als Führungsspieler beanspruchte.[2] Weiterhin sah sich die Organisation aufgrund finanzieller Schwierigkeiten nicht mehr in der Lage, das hohe Gehalt des Tschechen weiterhin zu bezahlen, weshalb Jágr im Juli 2001 innerhalb der NHL zu den Washington Capitals transferiert wurde.[3] Insgesamt bestritt der Tscheche 806 Partien im Trikot der Pittsburgh Penguins und ist neben Lemieux, Sidney Crosby und Jewgeni Malkin der einzige Akteur der Franchise-Geschichte, der mehr als 1000 Scorerpunkte im Trikot der Penguins erzielen konnte. Am 18. Februar 2024 sperrten die Pittsburgh Penguins seine Nummer 68.
Washington Capitals (2001–2004)
In Washington erhielt Jágr einen Siebenjahresvertrag mit einem jährlichen Durchschnittsgehalt von elf Millionen US-Dollar, welches ihn damals zum bestbezahlten Akteur in der NHL machte.[4] Bei den Capitals erhielt er unmittelbar das Amt des Assistenzkapitäns, konnte jedoch in den folgenden Spielzeiten nicht an die vorherigen Leistungen in Pittsburgh anknüpfen. Die Saison 2001/02 beendete der Flügelstürmer mit 79 Scorerpunkten und verpasste mit seiner Mannschaft die Play-offs. Nach dem erfolglosen Abschneiden der Capitals versuchte das Management bereits im Jahr 2003, Jágr innerhalb der Liga zu transferieren, wobei sein finanzkräftiger Vertrag viele Teams vor einer Verpflichtung abhielt. Im Januar 2004 wurde der Tscheche schließlich an die New York Rangers abgegeben.[5]
New York Rangers (2004–2008)
Bei den Rangers beendete er die Saison 2003/04 mit 15 Treffern und 14 Torvorlagen, verpasste jedoch vereinsübergreifend erstmals in seiner NHL-Karriere zweimal hintereinander die Play-offs. Während des Lockout in der Saison 2004/05 wechselte Jágr zu seinem Heimatklub HC Kladno, ehe er im November 2004 ein lukratives Angebot von HK Awangard Omsk aus Russland annahm und 2005 mit der Mannschaft den IIHF European Champions Cup gewinnen konnte.
Zur Spielzeit 2005/06 kehrte er zu den New York Rangers zurück und konnte mit seinen Leistungen erstmals wieder an die offensivstarken Spielzeiten bei Pittsburgh anknüpfen. Während der Saison überholte er Stan Mikita als punktbester Europäer in der Geschichte der NHL und löste durch sein 53. Saisontor beim Spiel gegen die Boston Bruins im April 2006 den zuvorigen Rekordhalter Adam Graves als Akteur mit den meisten Toren innerhalb einer Spielzeit im Trikot der New York Rangers.[6] Nachdem Jágr ein Großteil der Saison die Liga als Topscorer anführte, beendete er die Saison mit 54 Toren sowie 69 Assists und musste sich damit Joe Thornton für die Art Ross Trophy als punktbester Spieler und Jonathan Cheechoo für die Maurice Richard Trophy als bester Torschütze geschlagen geben. Im Anschluss an die Spielzeit erhielt er jedoch zum dritten Mal den Lester B. Pearson Award als wertvollsten Spieler der Hauptrunde. Mit seinen Offensivleistungen trug Jágr maßgeblich an der überraschenden Play-off-Qualifikation der Rangers bei, wo man jedoch in der ersten Runde gegen die New Jersey Devils ausschied.
Zur Saison 2006/07 übernahm Jágr das Amt des Mannschaftskapitäns der New York Rangers, welches seit dem Rücktritt von Mark Messier im Jahr 2004 vakant war.[7] Im Eröffnungsspiel der Rangers gegen die Washington Capitals am 5. Oktober 2006 erzielte Jágr 29 Sekunden nach dem Anpfiff das erste Tor der Saison 2006/07. Im Spiel gegen die Tampa Bay Lightning am 19. November erreichte er als 16. Spieler der NHL-Geschichte die 600-Tore-Marke. Am 21. November 2006 erzielte er sein 602. NHL-Tor und ist seither der beste europäische Schütze der NHL-Geschichte.[8]
Awangard Omsk (2008–2011)
Nachdem Jágr im Anschluss an die Saison 2007/08 keinen neuen Vertrag bei den Rangers erhalten hatte, verließ er die NHL und wechselte in die neugegründete Kontinentale Hockey-Liga zum russischen Klub Awangard Omsk.[9] Beim Spiel gegen HK Witjas im Oktober 2008 sprach Jágr auf der Wechselbank mit seinem Mitspieler Alexei Tscherepanow, kurz bevor dieser neben ihm zusammenbrach und wenig später starb.[10] Im Januar 2009 wurde der Tscheche zum neuen Mannschaftskapitän bei Omsk ernannt. Während der Sommerpause bekundete Jágr zunächst öffentlich Interesse, in die NHL zurückzukehren, verlängerte jedoch seinen Vertrag in Omsk für die folgende Saison 2010/11.[11]
Rückkehr in die NHL (2011–2018)
Im Juli 2011 kehrte er in die NHL zurück und unterschrieb einen Einjahresvertrag mit einem kolportierten Gehalt von 3,3 Millionen US-Dollar bei den Philadelphia Flyers,[12] wo er in der anschließenden Saison 2011/12 in der ersten Angriffsreihe an der Seite von Claude Giroux sowie Scott Hartnell spielte.[13] Dabei fungierte der Tscheche als einer der Assistenzkapitäne und verzeichnete insgesamt 54 Scorerpunkte in 73 Spielen. Im Sommer 2012 wechselte Jágr innerhalb der Liga zu den Dallas Stars und spielte somit erstmals für eine Mannschaft aus der Western Conference.[14] Für die Dauer des Lockout zu Beginn der Spielzeit 2012/13 stand er zunächst für seinen Heimatklub HC Kladno in der Extraliga auf dem Eis und markierte dabei 57 Scorerpunkte in 34 Partien. Anschließend kehrte Jágr nach Dallas zurück und erzielte im Februar 2013 beim 3:2-Sieg seiner Dallas Stars über die Edmonton Oilers den spielentscheidenden Treffer in der Verlängerung (Overtime) und stellte mit diesem 17. Overtime-Tor seiner Karriere einen neuen NHL-Rekord auf.[15] Zwei Monate später wurde er zum Ligakonkurrenten Boston Bruins transferiert[16] und schoss bei seinem Debüt für die Bruins das spielentscheidende Tor beim 1:0-Sieg gegen die New Jersey Devils.[17] Mit seiner Mannschaft erreichte der Angreifer in den Play-offs das Stanley Cup Finale und ist derjenige Spieler mit der größten zeitlichen Distanz zwischen Teilnahmen an Finalserien in der NHL.[18] Nach der Finalniederlage gegen die Chicago Blackhawks gaben die Bruins bekannt, den Vertrag mit Jágr nicht verlängern zu wollen.[19]
Im Sommer 2013 wurde Jágr von den New Jersey Devils verpflichtet und sollte dort helfen, den Abgang von Ilja Kowaltschuk zu kompensieren.[20] Im Dezember 2013 schoss er in der Partie gegen die Ottawa Senators das 122. Siegtor seiner NHL-Karriere und überholte damit den bisherigen Rekordhalter Gordie Howe. Der Linksschütze beendete die Saison 2013/14 mit 67 Scorerpunkten aus 82 Spielen und war damit punktbester Akteur innerhalb der Mannschaft. Aufgrund seiner guten Offensivleistungen erhielt Jágr eine einjährige Vertragsverlängerung in New Jersey. Am 3. Januar 2015 erzielte er beim 5:2-Sieg der Devils gegen die Philadelphia Flyers einen Hattrick und wurde mit 42 Jahren und 322 Tagen zum ältesten Spieler, dem dies in der NHL gelang.[21]
Im Februar 2015 gaben ihn die Devils an die Florida Panthers ab und erhielten im Gegenzug ein Zweitrunden-Wahlrecht für den NHL Entry Draft 2015 sowie ein erfolgsabhängiges Wahlrecht für die dritte Runde des NHL Entry Draft 2016. Im Vorfeld hatte Jágr einen Wechsel forciert, da er mit seinen Einsatzzeiten seit der Entlassung von Peter DeBoer nicht zufrieden war.[22] Nach dem Ende der Saison 2014/15, in der die Panthers die Playoffs knapp verpasst hatten, verlängerte Jágr seinen Vertrag in Florida um ein Jahr. Zuvor sagte er als inzwischen 43-Jähriger auf die Frage, ob er noch Kraft für ein weiteres Jahr habe, dass er „noch Kraft für sieben weitere Jahre habe.“[23] In der folgenden Spielzeit 2015/16 gewann Jágr mit den Panthers die Atlantic Division, wobei er mit 66 Punkten bester Scorer des Teams wurde, und scheiterte in der Folge in der ersten Playoff-Runde an den New York Islanders. Im Mai 2016 wurde bekannt, dass sich der Tscheche zu einer weiteren Vertragsverlängerung um ein Jahr entschieden habe.[24] Zudem wurde er nach der Saison 2015/16 mit der Bill Masterton Memorial Trophy für Ausdauer, Hingabe und Fairness rund um den Eishockeysport geehrt.
Nach der Spielzeit 2016/17 wurde sein auslaufender Vertrag in Florida nicht verlängert, sodass er fortan als Free Agent auf der Suche nach einem neuen Arbeitgeber war. Anfang Oktober 2017 unterzeichnete er schließlich einen Einjahresvertrag bei den Calgary Flames.[25] Am 7. November 2017 absolvierte er sein insgesamt 1.925 NHL-Spiel, überbot dabei die Marke von Gordie Howe und liegt nun hinter Mark Messier, der insgesamt 1.992 Mal in der NHL auflief, auf Rang zwei.[26]
Rückkehr nach Tschechien
Bis Ende Januar 2018 absolvierte Jágr, unter anderem aufgrund von Verletzungen, jedoch nur knapp die Hälfte (22) der Pflichtspiele für die Flames, sodass er in seine Heimat zum HC Kladno zurückkehrte, um dort zu spielen. Offiziell blieb sein NHL-Vertrag in Calgary gültig, jedoch wird dies als das endgültige Ende seiner NHL-Karriere bewertet.[27][28]
Im Alter von 47 Jahren hatte er im Frühjahr 2019 entscheidenden Anteil am Wiederaufstieg des HC Kladno in die höchste tschechische Liga und erzielte beim entscheidenden 4:2-Sieg gegen den HC České Budějovice sämtliche Tore seiner Mannschaft.[29] 2020 stieg Kladno wieder aus der Extraliga ab, um ein Jahr später als Meister der 1. Liga abermals in die Extraliga aufzusteigen.[30]
Im Februar 2024 sperrten die Pittsburgh Penguins seine Trikotnummer 68, sodass diese seither nicht mehr vergeben wird. Ferner wurde er im Jahre 2024, trotz noch andauernder aktiver Karriere, in die IIHF Hall of Fame aufgenommen.
(Legende zur Spielerstatistik: Sp oder GP = absolvierte Spiele; T oder G = erzielte Tore; V oder A = erzielte Assists; Pkt oder Pts = erzielte Scorerpunkte; SM oder PIM = erhaltene Strafminuten; +/− = Plus/Minus-Bilanz; PP = erzielte Überzahltore; SH = erzielte Unterzahltore; GW = erzielte Siegtore; 1Play-downs/Relegation; Kursiv: Statistik nicht vollständig)
Sonstiges
Zur Erinnerung an den Prager Frühling, in dem seine beiden Großväter ums Leben kamen, trägt er die Nummer 68.